Egon Evertz (69) war 19 Jahre jung, als er 1956 seine Firma eintragen ließ. Damals hat nur er selbst ahnen können, dass damit das erste Kapitel einer Erfolgsgeschichte begann. Sein Aufstieg zu einem Unternehmer mit hohem Stellenwert in der Stahlindustrie wird heute (17.30 Uhr) bei der Feier zum 50-jährigen Jubiläum gewürdigt. Sie findet am Abend mit vielen Gästen und umfangreichen Programm in der Hauptverwaltung am Birkenweiher statt.
Zur Firmengruppe gehören, teilweise unter dem Dach einer 2003 gegründeten Holding, über 20 Unternehmen mit zusammen rund 570 Mitarbeitern allein in Europa. Keimzelle war die 1956 eingetragene Egon Evertz KG. Ihr Erfolgsrezept war ein von dem jungen Gründer ersonnenes neues technisches Verfahren zum Schweißen defekter Kokillen. Sie waren damals für die Stahlherstellung nötig. "Viele Patente und ihre Weiterentwicklung waren die Basis für unsere Expansion", sagt der Vollblutunternehmer. Für den praktischen Wert seiner Erfindung nennt er eine Zahl: Allein Thyssen habe nach eigenen Angaben von 1971 bis 1975 rund 100 Millionen Mark (etwa 50 Millionen Euro) eingespart, weil alte Kokillen mit Evertz-Know-How repariert wurden statt Geld für den Neukauf auszugeben.
Der Chef verlangt Präzisionsarbeit
Schwerpunkt der Firmen-Aktivitäten sind bis heute weltweite Service-Leistungen für die Stahlindustrie. Hier sind in erster Linie das von Evertz-Spezialfirmen besorgte Schleifen, Flämmen und Brennschneiden von Stahlbrammen zu nennen. Aus ihnen werden beispielsweise Autobleche gefertigt. "Die müssen absolut fehlerfrei sein", betont der Firmenchef. Neben der Instandhaltung ist die Neubestückung von Maschinen für die Stahlherstellung eine Evertz-Domäne. So liefert die Gruppe Segmente und Kokillen für Strangguss-Anlagen. Zu den Serviceleistungen gehört auch das Entzundern von gewalzten Stählen per Wasserdruck von bis zu 400 bar. "Hydrotechnik" heißt das Evertz-Unternehmen, das sich diesem Spezialgebiet widmet und dafür auch gleich die nötigen Düsen, Ventile und Pumpen entwickelt.
Der Evex-Anlagenbau ist spezialisiert auf "schweres Gerät" wie Gießpfannen und die dafür nötigen Transportwagen. Die vor Jahren aufgekaufte Solinger Traditionsfirma Klopp ist ein "High-Tech-Laden" (Evertz), der modernste Fräsmaschinen herstellt und alte Werkzeugmaschinen fachkundig repariert.
Hinter der Erfolgsgeschichte, in die längst auch die Evertz-Söhne Ralf (44, Diplom-Ingenieur) und Stefan (41, Diplom-Ökonom) in leitenden Funktionen eingebunden sind, steht mit Egon Evertz ein Mann, dem viele Talente in die Wiege gelegt wurden. Als Unternehmer ist er erfolgreich, weil kreativ und mutig. In jüngeren Jahren wurde er viermal deutscher Automobilmeister. Am Schachbrett beweist er bis heute große Kombinationsgabe. Er hat seit über 40 Jahren die Berufspilotenlizenz und hält seit 1988 zwei noch gültige Flug-Weltrekorde. Seine Liebe zur Musik zeigt er nicht nur beim Violinspiel auf beachtlichem Niveau. In seine Ausstellungshalle sind zwei Orgeln eingebaut. Dort finden regelmäßig Konzerte statt. Die Musikschule fand in einer seiner Hallen ihre neue Heimstatt.
Solinger Tageblatt, von Wolfgang P. Getta, Archivfoto: Christian Beier