Richtfest an der Prinzenstraße Solinger Maschinenhersteller Evertz baut in Ohligs an der Zukunft

Solingen · Unter dem Motto „Gemeinsam in die Zukunft“ feierte man jetzt das Richtfest des neuen Verwaltungsgebäudes an der Prinzenstraße. Der Umzug der Mitarbeiter aus der Stadtmitte nach Ohligs soll Anfang kommenden Jahres erfolgen.

Solinger-Morgenpost vom 08.07. 2024

 

Vereinsstraße, Mangenberger Straße, Birkenweiher: Christine Hentschel hat in ihren 46 Jahren bei Evertz mehrere Umzüge und Firmensitze erlebt. „Das ist jetzt das i-Tüpfelchen“, kommentierte die Geschäftsführerin Finanzen der Evertz Group am Freitagnachmittag, als das Unternehmen Richtfest an der Prinzenstraße feierte. Das „i-Tüpfelchen“ hat drei Etagen und zirka 1200 Quadratmeter Bruttogeschossfläche. Anfang 2025 soll es die rund 30-köpfige Belegschaft aufnehmen, die jetzt noch am Rand der Innenstadt arbeitet.„Die Ära Birkenweiher wird nicht vergessen“, versprach Personalleiterin Jil Evertz in ihrem Grußwort. Ein Vierteljahrhundert lang wurde die Gruppe von dort gesteuert – und anfangs auch auf dem ehemaligen Gelände von Kieserling & Albrecht produziert. Auch das Areal in Ohligs gehörte früher zu Kieserling. 2014 verlagerte Evertz die Fertigung der großen Schleifmaschinen und der Schleifscheiben an die Prinzenstraße; die Fräs- und Drehmaschinen (Klopp) wurden am Sitz in Langenfeld integriert.

„Jetzt zieht die Hauptverwaltung wieder in die Nähe der Produktion“, erläuterte Jil Evertz. „Wir bauen einen nachhaltigen Firmenkomplex – gegebenenfalls auch noch mit weiteren Hallen.“ Das ist Musik in den Ohren des Oberbürgermeisters, der gekommen war, um „Respekt und Anerkennung zu zollen“. Tim Kurzbach erinnerte an den Aufbau in der Nachkriegszeit: „Wir müssen uns wieder etwas zutrauen.“ Es sei ein gutes Zeichen für die Zukunft, dass die Familie weiter hinter dem Unternehmen stehe.

Egon Evertz, der das Unternehmen 1956 als 19-Jähriger gründete und es jahrzehntelang prägte, hat sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Inzwischen ist mit Jil Evertz (29) die dritte Generation ins Unternehmen eingetreten oder – wie ihr Cousin Robert (25) und dessen Schwester Sophie (22) – bereit, nach abgeschlossener Ausbildung Verantwortung zu übernehmen. Robert Evertz: „Wir wollen wieder den Familiengeist hineinbringen.“ „Wir wollen Solinger sein“, betont sein Onkel Ralf Evertz (63), Gesellschafter und Geschäftsführer Maschinenbau.

Lokalstolz zeigt Evertz seit Jahren auch auf Messen. 2023 war das große, inzwischen überarbeitete Fachwerkhaus wieder in Düsseldorf bei der „Metec“ zu sehen, der Leitmesse für Hüttentechnologie. „Wir versuchen durch den Mix aus Tradition und Moderne den Marktbedingungen standzuhalten“, erklärt Jil Evertz. „Gerade in der krisenreichen Zeit halten Kunden an langjährigen Beziehungen und der Qualität fest. Wir leben unsere Expertise aus. Das ist etwas, was uns stärkt.“

Der Dank galt beim Richtfest deshalb neben den Handwerkern auch den Mitarbeitenden. Weltweit sind es etwa 500, wobei rund 400 in Deutschland arbeiten (davon gut 70 in Solingen). Die meisten Beschäftigten sind in Stahlwerken im Einsatz, mit denen Evertz langfristige Verträge hat. Viele Angehörige der Belegschaft sind dem Unternehmen schon seit Jahrzehnten treu.


Der Neubau in Ohligs liegt gut in der Zeit. „Wir haben den Plan eins zu eins eingehalten“, bestätigt Marco Lages, der Geschäftsführer von GKB (General-Kontrakt-Bau) aus Langenfeld. Für das Aufstellen der Betonfertigteile und der Trockenbauwände im Inneren waren vier Monate veranschlagt. Das Gebäude entspreche dem Standard KfW 55. Die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach ist bereits montiert, erste Teile der Fußbodenheizung sind es ebenfalls. Geheizt wird mit einer Luft-Wärmepumpe; im Sommer können die Räume gekühlt werden – auch mit Hilfe von Außenjalousien. „Es hat Spaß gemacht, für die Firma Evertz zu bauen“, sagt Lages. Mit den Neubauten für Aricon sowie Breuer & Schmitz hat er Referenzobjekte in der Nachbarschaft.

Ende des Jahres werde man am Birkenweiher „langsam packen“, blickt Jil Evertz voraus. Wie es dort weitergeht, wo Evertz seit dem Verkauf an Kondor Wessels nur noch Mieter ist, weiß sie nicht. „Uns wurde noch kein Abrissdatum kommuniziert.“ Bestand hat auf jeden Fall das denkmalgeschützte Verwaltungsgebäude, das im Besitz der Familie ist.

 

Vor dem Neubau (v. l.): Martina Evertz, Ehefrau von Stefan Evertz (†) mit Sohn Robert, Erika Evertz, Jil Evertz mit ihren Eltern Ralf und Astrid sowie Thomas Benner, Geschäftsführer Vertrieb. Im Hintergrund: Gilles Schwirtz, Sprecher der Gruppe und Geschäftsführer International Business. Foto: Fred Lothar Melchior
Zurzeit sitzt Evertz noch in einem Verwaltungsgebäude (vorne, rechts) an der Straße Birkenweiher in Mitte. Das denkmalgeschützte Verwaltungsgebäude links daneben befindet sich in Familienbesitz und bleibt unabhängig von den Planungen für das Kiesering-Areal bestehen.Foto:Peter Meuter