Wir besichtigen den Unternehmer Egon Evertz

Einfacher wäre es zu schreiben, was er nicht macht. Denn Egon Evertz ist ein Tausendsassa.

 

Von Uli Preuss

Es muss die Neugier sein, die Egon Evertz umtreibt. Einer, der gerne hinter den Vorhang schaut, bevor das Stück anfängt. Und wenn er nicht schon 73 Jahre alt wäre, könnte man ihn durchaus als jungen Wilden bezeichnen. Einer der zupackt, die Kraft ganz vieler Herzen hat.

 

Wer in die Evertz-Verwaltung kommt, läuft lange an gerahmten Patenten vorbei. Gut 300 sind es. Gerade erzählt der quirlige Unternehmer vor 30 Zuhörern über sein Berufs(er)leben. Dr. Jochem Putsch, der zur Führung durch die Egon Evertz KG im Namen des Industriemuseums geladen hat, würdigt das aufregende Leben des Solinger Unternehmers. „Wir machen keine Führung durch die Firma, sondern wir besichtigen Egon Evertz“, lächelt Putsch bei der Begrüßung. Der Familienmensch Evertz leitet heute mit seinen beiden Söhnen ein Unternehmen, das 529 Arbeitsplätze in Deutschland und 170 im Ausland bietet. Heimatverbunden will Evertz bleiben, auch wenn die Arbeitsplatzzahlen in Deutschland sinken und im Ausland steigen - wie er sagt.

 

Angefangen mit zwei Mitarbeitern und 300 Mark Startkapital

Denn in Solingen auf der Hauptstraße fing alles an. Evertz, der mit 11 zum Halb- und mit 17 zum Vollwaisen wurde, meldete mit 19 Jahren sein Gewerbe an.

 

Mit zwei Mitarbeitern und 300 Mark Startkapital hatte er gerade die Großen in der Stahlbranche überzeugt, das man die teuren Strangkokillen, wie sie damals zur Stahlherstellung unabdingbar waren, günstig reparieren konnte statt sie zu ersetzen.

 

Mit dem von ihm eingeführten Kaltschweißen sparte zum Beispiel Thyssen eine dreistellige Millionensumme bei der Stahlherstellung. Die Evertz KG verdiente von nun an mit. Firmenkäufe wie die Siegerländer Kupferwerke bis hin zum Aufkauf des Namens Klopp mitsamt dem Ersatzteillager des in Konkurs gegangenen Maschinenbauers.

 

Doch Egon Evertz, das ist längst nicht nur die Evertz Group weltweit. Das ist auch der Mann, der einen Zweitakt-Formel Eins-Motor erfand. Oder der Erfinder, der dem Ratzeburger Ruderprofessor Karl Adam ein Trainingsgerät für den Deutschland-Achter baute.

 

Und unlängst der Evertz, der mittels dehnbarer Stahlseilkonstruktionen das Abfangen von Verkehrsflugzeugen vor Atomkraftwerken anbot oder Shell vorschlug, die Ölkatastrophe durch ein Luftdruckverfahren zu beenden.

 

Egon Evertz, der mehrfach Deutscher Meister auf Tourenwagen- und Rundstreckenrennen war, fliegt auch heute noch seine zweimotorige Rockwell Jetprop 980, nachdem er seine Fluggesellschaft mit mehreren Jets ans Leitwerk hängte. Der dreifache Großvater ist kein Hasardeur, fliegt nur noch mit Sicherheitspilot.

 

Die Führung geht weiter und ein riesiger Evertz-Magnet hebt vor der Besuchergruppe einen tonnenschweren Stahlblock hoch. Der Elektromagnet verliert seine Kraft bei Stromausfall dank eines speziellen Verfahrens erst Minuten später. Eine neue Evertz-Erfindung. Apropos Stahl.

 

Der Unternehmer spielt eine Geige aus Stahl. Saiten und Körper sind ganz aus Metall. Die hörten schon Johannes Rau und unlängst die Besucher der Weltausstellung in China. Und die Kinder der Musikschule, die er fördert. Wenn er nicht gerade Schach spielt. Als ehemaliger Stadtmeister oder Mit-Erfinder des Schach-Europapokals.

 

Solinger Tageblatt vom 1. Oktober 2010

 

Wegweisende Ideen, die Fa. Egon Evertz, Solingen

Es erwartet Sie keine Betriebsbesichtigung im klassischen Sinne. Im Vordergrund stehen das Gespräch mit Egon Evertz, eine der faszinierendsten Persönlichkeiten der Solinger Industrie, sowie seine Ideen und Entwicklungen, von denen er uns einige auch bei einem Rundgang durch das Unternehmen anschaulich macht.

 

Veranstalter: Netzwerk Industriekultur Bergisches Land e.V.

Donnerstag, 30.09.2010 // 14 – 15.30 Uhr

Anmeldung beim Veranstalter bis 23. September 2010, (ab 18 Jahren)

Gebühr: € 8,- erm. € 7,-

 

Firma Evertz,

Birkenweiher 60 – 80, Solingen // Dr. Jochem Putsch