Der baden-württembergische Energiekonzern EnBW etwa denkt an die Installation von Nebelgranaten, die im Alarmfall ein Kraftwerk in Sekundenschnelle verhüllen.Firmenchef und Erfinder Egon Evertz hat schon 2002 eine andere Schutzmaßnahme zum Patent angemeldet: eine Sicherung durch Stahlseile. Der 67-Jährige erinnerte sich bei seiner Erfindung unter anderem an die Fesselballons, die im II. Weltkrieg, gehalten von kilometerlangen Stahlseilen, an der Peripherie deutscher Städte standen und einen gewissen Schutz von anfliegenden Bombern boten. "Gebäude werden umspannt mit Stahlseilen, die selbst aus geringer Entfernung kaum sichtbar sind", erläutert der Solinger seine Idee.
Der Schutz mittels Stahlseilen sei höchst wirkungsvoll und kostengünstiger als eine spezielle Bewachung etwa durch Militär. Evertz, selbst Pilot von Düsenflugzeugen: "Die Umspannung arbeitet wie ein Eierschneider. Das Flugzeug wird zerteilt. Das zerstäubte Kerosin kann dann nur noch geringen Schaden anrichten."
Die Stahlseile, für die der Solinger sich eine Dicke von fünf Millimetern aufwärts und einen Abstand von fünf bis 15 Metern vorstellt, sollten seiner Meinung nach zwischen gesonderten Masten, von Türmen oder auch von Trägern, die am zu schützenden Objekt angebracht sind, abgespannt werden. Aus Zeichnungen, mit denen Egon Evertz seine Erfindung verdeutlicht, geht hervor, dass sich die schützende Umspannung außer für Atomkraftwerke auch für andere Industrieanlagen sowie für Regierungsgebäude und für Hochhäuser eignet. Die Schneidwirkung der Stahlseile, da ist der Fachmann sicher, lasse sich durch Verwendung von federnden Elementen in der Seilabspannung oder auch durch Verwendung von Seilen mit Wellenschliff oder anderen zerteilenden Einlagen verbessern.
Evertz: "Meine patentrechtlich angemeldete Erfindung ist gerade auch als preiswerter Schutz vor dem Angriff durch große Flugzeuge mit gewaltigem Treibstoffpotential gedacht. Kein Atomkraftwerk müsste, wenn die Schutzmaßnahme verwirklicht wird, aus Angst vor derartigen Attacken abgeschaltet werden.
Doch möglicherweise ist man an einem solchen Schutz nicht interessiert, weil man die Sicherheitsfrage vorschiebt, damit man aus der Atomkraft aussteigen kann."
Wie das ST in dieser Woche meldete, hat Wolfram König, Präsident des bundesdeutschen Strahlenschutzamtes, vorgeschlagen, fünf ältere Atomkraftwerke vorzeitig vom Netz zu nehmen, weil sie am schlechtesten gegen Terrorangriffe mit Flugzeugen geschützt seien.
Solinger Tageblatt v. 27.02.2004, von Wolfgang P. Getta