Eine Klammer für Sport, Schach und Solist, denn diese drei sind eingebettet in die beiden Erstgenannten und wären ohne sie nicht möglich gewesen.
Egon Evertz, Jahrgang 1936, ging nach einer kaufmännischen Ausbildung im Alter von 18 Jahren als frisch gebackener technischer Exportkaufmann zu einem Hersteller von Schweißelektroden. Nach dem Motto "Probleme muss man im Griff haben, Unsicherheit ist tödlich." schaute der Neuling nach der Arbeit im Büro den Kollegen in der Produktion auf die Finger, um kennen zu lernen, was er verkaufen sollte. Je mehr er von den Lehrschweißern lernte, desto tiefer drang er in die Materie ein. Schließlich hatte er die Idee zu einer neuen Methode der Reparatur von Gießformen von 200 bis 300 Tonnen.
Ein Herz für Kinder
Um diese Neuerung nicht ungenutzt zu lassen, machte er sich 1956 in Solingen selbständig und hatte Erfolg. Das neue Reparaturverfahren war ein Renner. Das Unternehmen dehnte sich schnell in Europa aus und fasste bald auch in den Vereinigten Staaten Fuß. Mitten im Aufstieg seilte sich der junge Firmeninhaber ab, ging noch mal zur Schule und machte den Schweißfachingenieur. Gemeinsam mit sechs weiteren Solingern gründete Egon Evertz 1957 den Verein für Kinderfamilien, dessen Vorsitz er in den Anfangsjahren übernahm. Großzügige Spenden, auch von ihm selbst, ermöglichten den Bau von zwei vereinseigenen Häusern am Eipaß.
Begeisterter Autofan
Ein junger Mann hatte damals wie heute nicht nur berufliche Erfolge im Kopf. Egon Evertz, der als Kind schon begeisterter Autofan war, zog es zum Klang starker Motoren. Mit 16 Jahren hatte er seinen Führerschein in der Tasche und kam über das Motorrad zum Automobil. Noch 1956 dann der erste eigene Wagen. Im Jahr 1959 fuhr Egon Evertz sein erstes Autorennen und wurde dabei Letzter. Vom Ehrgeiz gepackt, fuhr er 1960 gleich drei deutsche Meistertitel ein: Deutscher Automobilmeister im Rundstreckenrennen, Deutscher AutomobilRallyeMeister und Deutscher Automobilmeister auf Tourenwagen. Der Spaß an der Geschwindigkeit und am Wettstreit mit Anderen führte zu weiteren Erfolgen. Nach dem Rückzug von der Rennstrecke 1961 fand der Jungunternehmer schnell Gefallen an einem ungefährlicherem Sport, dem Schachspiel. Hier konnte er in geistigen Wettstreit mit Anderen treten. Unter seinem Vorsitz entwickelte sich die "Schachgesellschaft 1868 Solingen" zu einer Hochburg für das Brettspiel. Mit dem für ihn typischen Leistungsstreben warb er manchen Spitzenspieler für den Verein an. Die Mannschaft, der Evertz als Spieler angehörte, gewann acht Mal die Deutsche Meisterschaft und kam einmal zu europäischen Ehren. Als Pilot und Flugunternehmer war Evertz ebenso erfolgreich. 1964 erwarb er den Pilotenschein, gründete eine Fluggesellschaft, lernte weiter und gehörte bald zu den wenigen Deutschen, die eine Düsenmaschine fliegen dürfen.
Als "Oldtimer" stieg er 1975 völlig unerwartet nochmals in einen Rennwagen und fuhr allen davon. Mit seinem Porsche Carrera siegte er in allen Rennen um den Deutschen BergPokal, was ihm erneut eine Meisterschaft einbrachte.
Aus der Einzelfirma wurde im Lauf von über 45 Jahren die EvertzGruppe, deren Firmen auf vielen Gebieten tätig sind. Inzwischen arbeitet die Gruppe, bestehend aus zwölf Einzelunternehmen, mit zirka 600 Mitarbeitern an neun Standorten in Europa und USA.
Alle Unternehmen der EvertzGroup befassen sich mit der Entwicklung und dem Bau von Zulieferteilen und Maschinen sowie weltweit mit der Wartung und Reparatur von Produktionsmitteln, vorwiegend für Stahl und Walzwerke, aber auch für andere Industrieunternehmen. Weit über 100 nationale und internationale Patent, die überwiegend auf Ideen des Firmenchefs zurück gehen, zeugen von hier entstandenen Entwicklungen.
Mit seinem Fachwissen unterstützt Egon Evertz seit vielen Jahren die Tätigkeit von Fachverbänden seiner Branche. Unternehmer Egon Evertz wird heute mit dem Bundesverdienstkreuz erster Klasse ausgezeichnet.
Zurück in die Jugend - Musik auf der Stahlgeige
(bat). Vor neun Jahren hatte Egon Evertz erstmals Zeit, sich wieder einer "Jugendliebe" zu widmen. Schon damals bedeutete ihm die Musik sehr viel.Im Alter von neun Jahren hatte er begonnen, auf der Violine zu spielen und im Kammerorchester Pro musica begeistert. Nach einer über 40jährigen Pause begann er wieder regelmäßig zu üben. Als der hölzerne so genannte "Übungsknochen" in Stücke ging, ließ er sich von dem Solinger Künstler Sascha Reichert eine "Stahlgeige" bauen. Auf dieser kann er auch sehr leise, ohne elektronische Verstärkung, üben. Nur durch die Disziplin des täglichen Übens gehen ihm viele schöne Werke gekonnt von der Hand. Inzwischen liegen neun CDs mit Werken von Brahms, Schubert oder Kreisler bespielt und seiner Familie und Freunden gewidmet vor. Ein großes Publikum hatte er ausnahmsweise auf der Expo in Hannover.
Als Unternehmer, der zum Standort Solingen steht, erwarb die Egon Evertz KG 1998 das ehemalige KieserlingAreal am Birkenweiher. Stahl, der sein Leben bedeutet, hat sich mit seinem Hobby verbunden durch die Stahlgeige. Und so schließt sich der Kreis SolingenSolistStahl. Seine Freude an der Musik teilt der Firmenchef gerne mit Gästen, die er gelegentlich in die Halle zehn seines Firmenareals einlädt. Hier stehen zwei Orgeln ebenso wie viele Geigen, Bratschen und Celli ausSammelleidenschaft erworben. Während bekannte Künstler anlässlich von Hauskonzerten auf den Orgeln spielen, greift der Unternehmer selbst zur Geige. Doch auch für andere Veranstaltungen stellte er die Ausstellungshalle zur Verfügung: Sängerjugend und Jugendmusikschule, aber auch Solinger Chöre bewiesen hier ihr Können.
Klassik in den Werkhallen
In Werkshallen der Firma Evertz KG entlang der Flurstraße entstehen bald neue Räumlichkeiten für die Solinger Musikschule. Der Vermieter, Egon Evertz, finanziert nicht nur einen Großteil der Umbauten, sondern stellt der Musikschule zudem zwei Hallen für 15 Jahre mietfrei zur Verfügung. Die Egon Evertz KG hat mit "Klassik in Werkshallen" und dem Engagement für die Musikschule in Solingen neue Töne angeschlagen. Erst vor kurzem wurde sie deshalb gemeinsam mit drei weiteren Solinger Unternehmen in einen Kreis von Firmen mit lebendiger Unternehmenskultur aufgenommen.
Solinger Morgenpost vom 25.06.2003
(Beate Battenfeld)
"Erste Klasse" für Egon Evertz
Unternehmer erhielt das Bundesverdienstkreuz - nicht nur für Verdienste im wirtschaftlichen Bereich
"Ich habe mich darüber unglaublich gefreut", sagte gestern Morgen Egon Evertz, als er im Rathaus das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik erhielt. Der 66-jährige Unternehmer, der erst vor kurzem von der geplanten Verleihung erfahren hatte, bedankte sich auch gleich bei der Familie ("viele gute Ratschläge" von Ehefrau Erika) und den Mitarbeitern.
"Wer mitreden will, muss auch mitgestalten und dafür Verantwortung übernehmen", antwortete Evertz auf die Laudatio von Oberbürgermeister Franz Haug. Der hatte die "1. Klasse" der Auszeichnung betont: "Dieser Orden kann nur dann ausgehändigt werden, wenn Verdienste vorliegen, die herausragend sind."
Egon Evertz wurde als "einer der wichtigsten Arbeitgeber in der Region" ausgezeichnet, der sich im wirtschaftlichen wie im gesellschaftlichen Leben einsetzt. Zum einen unterstützt Evertz beispielsweise den Deutschen Verband für Schweißen und verwandte Verfahren (DVS) und den Verein Deutscher Eisenhüttenleute (VDEh), zum anderen war er aber auch Gründungsmitglied und langjähriger Vorsitzender des Vereins für Kinderfamilien sowie Vorsitzender der Schachgesellschaft 1868 Aljechin Solingen.
Oberbürgermeister Haug erinnerte an die Zeit, als Solingen mit seiner Schachgesellschaft warb: "Made in Solingen ist etwas exakter als Made in Germany", hieß damals der Slogan. Heute setzt Egon Evertz sich beispielsweise für die Musikschule ein, die er auf seinem Firmengelände am Birkenweiher (früher Kieserling) aufnahm. Haug: "Ihnen gehen die Ideen und die Kraft zur Umsetzung wohl nie aus."
Daß Egon Evertz immer für Überraschungen gut ist, fand Haug in einem zwei Jahre alten FAZ-Artikel bestätigt: Man sei zunächst geneigt, den Unternehmer als "frühpensionierten Gymnasiallehrer" einzuordnen, zitierte der Oberbürgermeister. Ein Eindruck, der sich bei näherem Kennenlernen schnell verflüchtige.
Egon Evertz, der sich als 19-Jähriger selbständig machte und Blockkokillen in Stahlwerken reparierte, führt heute eine weltweit agierende Firmengruppe mit rund 20 Unternehmen und über 600 Beschäftigten. Trotzdem bleibt dem Vieltalentierten noch Zeit, um immer wieder CDs mit Geigenmusik einzuspielen.
Solinger Tageblatt 26.06.2003 (Fred L. Melchior) (Fotos: Christian Beier)
Solinger-Wochenpost
Egon Evertz wurde durch den Oberbürgermeister das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen. Die Auszeichnung basiert auf seinen Leistungen als Unternehmer. Egon Evertz machte sich 1956 als 19-jähriger selbstständig mit 300 Mark Startkapital. Grundlage war ein neues, kostengünstiges Kaltschweißverfahren zur Reparatur von Kokillen. Das sind Behälter die Stahlwerke für flüssigen Stahl einsetzen. Heute beschäftigt das Solinger Unternehmen, Egon Evertz KG am Birkenweiher, 860 Mitarbeiter und verfügt über mehr als 100 Patente und Schutzrechte.
Der Inhaber unterstützt den Deutschen Verband für Schweißen (DVS) mit Material, Wissen und als Prüfer. Darüber hinaus bekleidete er hohe Ämter in mehreren Fachverbänden. Zwölf Jahre leitete der Geehrte den Verein für Kinderfamilien. Bis heute gehen vielfältige Spenden an soziale und karitative Einrichtungen. Sportlich machte sich Evertz einen Namen als Automobilsportler und mit der Schachgesellschaft 1968 Aljechin Solingen. In der Funktion des Vorsitzenden wurde er mit dem Solinger Schachverein sieben Mal deutscher Mannschaftsmeister und einmal Europapokalsieger der Landesmeister.
Solinger-Wochenpost vom 8.7.2003
Bundesverdienstkreuz für Egon Evertz
Egon Evertz (66), Ingenieur und Unternehmer, bekam Ende Juni das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. E.Evertz besitzt und leitet in Solingen ein Unternehmen mit über 600 Mitarbeitern, das weltweit Serviceleistungen für die Stahlindustrie durchführt.
Der Solinger Oberbürgermeister Franz Haug hob in seiner Ansprache die Bedeutung von E. Evertz als einen der wichtigsten Arbeitgeber der Region hervor. sz/hoh (SC 1136)
Stahl und Eisen 8/2003
Personalien: Egon Evertz
Egon Evertz (66), Ingenieur und Unternehmer, bekam Ende Juni das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. E.Evertz besitzt und leitet in Solingen ein Unternehmen mit über 600 Mitarbeitern, das weltweit Serviceleistungen für die Stahlindustrie erbringt.
Stahlmarkt 9/2003