Evertz-Technik auch bei Euro-Münzen gefragt

Das Herz der Gruppe von 24 Firmen schlägt nun auf dem Ex-Kieserling-Areal. Die Stadt hat ein Jahr lang geschlafen. Auf dem Gelände, wo im März 1998 die fast 125-jährige Geschichte von Maschinenbauer Kieserling & Albrecht mit einer Stillegung durch die Schumag zu Ende ging,

ist neues industrielles Leben eingezogen: Das Areal Birkenweiher 60-80 ist inzwischen das Hauptquartier der Evertz-Gruppe. Ihr Chef Egon Evertz (64) hatte das 23 000 m² große Gelände im September 1998 gekauft - und zwar auf Drängen des damaligen Oberbürgermeisters Ulrich Uibel (SPD).Damals habe ich im Traum nicht gedacht, mit meinem Betrieb von der Mangenberger Straße wegzuziehen. Dort hatten wir schon die Baugenehmigung zum Aufstocken von zwei auf sechs Geschosse", betont Evertz. In seinen 24 Firmen sind insgesamt fast 800 Mitarbeiter tätig, 60 davon am Birkenweiher. Beim Kauf der Kieserling-Immobilie sei unter anderem die Rede davon gewesen, dass die Stadt Teile davon für Zwecke der Kfz-Zulassungsstelle anmieten wolle. Evertz: "Ich wollte einen moderaten Mietpreis."


In Sachen Umzug wurde umgedacht

Aus zwei Gründen sei dann Ende 1999 doch die Entscheidung zum Umzug gefallen. Zum einen habe die Stadt ein Jahr lang nichts mehr von sich hören lassen. Zum anderen seien die Produkte, die bis dahin in den ihm gehörenden Siegerländer Kupferwerken hergestellt wurden, von einem Mitbewerber um 20 Prozent billiger angeboten worden. Evertz: "Ich musste Siegen schließen und die Aktivitäten nach Langenfeld und Solingen verlegen."Auf dem Ex-Kieserling-Gelände gibt es neben einem Bürotrakt zwölf Hallen. Drei sind an das Zwillingswerk vermietet. In drei weitere wird in Kürze die Evertz-Tochter Klopp (bislang Prinzenstraße in Ohligs) einziehen. Die sechs anderen nutzt die Evertz-Gruppe bereits.Sie ist spezialisiert auf Dienstleistungen für die Stahlindustrie: auf das Schleifen, Fräsen, Sägen, Flämmen, Brennschneiden, Sandstrahlen oder Riss-Prüfen von Brammen, Knüppeln und Vorblöcken. Das geschieht in den Stahlwerken auf von Evertz selbst entwickelten und ihm gehörenden Maschinen. Allein im Dortmunder Thyssen-Krupp Werk schleift Evertz rund 2500 Tonnen Stahl am Tag - das ganze Jahr über ohne Unterbrechung: Bis auf den 1. Mai.Auch bei der Herstellung der neuen Euro- und Cent-Münzen sind Evertz-eigene Anlagen im Spiel: Die Rohblöcke, aus denen bei Krupp VDM in Unna Bleche für Münzprägungen in aller Welt entstehen, werden in Duisburg von Evertz geschliffen.

"2 Prozent des Materials fallen in Form von Spänen weg", verdeutlicht der Firmenchef den Vorgang.Am Birkenweiher werden nicht nur die eigenen Maschinen, die in Stahlwerken im Einsatz sind, instandgesetzt. Als Service für Kunden werden auch deren Anlagen wie etwa ganze Segmente von Stranggießanlagen repariert. "Wir können das billiger."

 

Selfmademan Evertz, der rund 100 Patente hält, ist sich darüber im klaren, dass seine Aktivitäten am Birkenweiher den Plänen für die städtebauliche Entwicklung des Areals östlich vom Hauptbahnhof im Wege stehen. Der Unternehmer wäre sogar "in ein paar Jahren" zum erneuten Umzug bereit.

Doch: Wer das Gelände kaufen will, muss löhnen. Und zwar mehr, als Evertz selber 1998 in einer Blitzaktion gezahlt hat.

Von Wolfgang P. Getta
 
Solinger Tageblatt vom 03.03.01 
Fotos: Christian Beier (2)  
Evertz-Group Werksfotos (5)