Das hatte seinen "gewichtigen" Grund:
Zwei Erzeugnisse "made in Solingen" der speziellen Art nahmen per Sonder-Schwertransport ihren Weg in ein Duisburger Stahlwerk. Es waren Stahltransportwagen, welche die Solinger Firma Evertz Anlagenbau für die Krupp Thyssen Stahl AG gefertigt hat.
Blick auf einen der beiden rot lackierten 120-Tonnen-Kolosse. Auf der Fahrt nach Duisburg durften sie nur einzeln über die Brücke Neandertal fahren.
Was da gestern nachmittag im Langenfelder Evertz-Werk auf zwei je 23,5 Meter lange und über 14 gelenkte Achsen verfügende Tieflader gehievt wurde, war schon kolossal: Je 9,40 m lang, 7,10 m breit und 3,90 m hoch sind die Spezialwagen. Allein ihr stählerner Rahmen - der binnen neun Monaten im Werk Langenfeld entstand - wiegt 70 Tonnen.
80 bereifte Räder trugen die Last
Noch einmal je 13 Tonnen, so Anlagenbau-Geschäftsführer Herbert Reinertz (64), bringen die vier am Birkenweiher zusammengebauten Elektroantriebe inklusive acht Räder, Läger, Kupplungen und Bremsen auf die Waage. Kein Wunder, daß sich solche Last auf dem höhenverstellbaren Tieflader auf zehn Achsen zu je acht Rädern verteilt.
Jede Schweißnaht an den Spezialfahrzeugen ist per Ultraschall oder Röntgengerät penibel auf Festigkeit geprüft: Im Stahlwerk, wo die Wagen auf Schienen mit Spurweite sechs Meter eingesetzt werden, müssen sie die 220 Tonnen schwere Gießpfanne plus 400 Tonnen flüssigen Stahl tragen. "Das Fassungsvermögen der Pfannen hat sich im Laufe der letzten 20 Jahre verdreifacht", weiß Fachmann Reinertz. Thomas Benner, Assistent der Evertz-Geschäftsleitung: "Vor Ort wirken unsere Wagen dann schon wieder winzig." Mit ganzen 16 km/h werden sie zwischen dem Stahlschmelzofen und der Verarbeitung pendeln.
Bevor die zwei Tieflader der Hildener Fachfirma P. Wirzius gestern abend in Langenfeld abfuhren, war natürlich vorher die ganze Route in Augenschein genommen worden.
Nur zwei Schilder standen im Weg
Es ging um hinderliche Ampel-"Peitschen", Leitplanken oder Fahrbahninseln. "Wir müssen nur zwei Verkehrsschilder vorübergehend entfernen", freute sich Geschäftsführer Reinertz. Der Transport wurde eskortiert von zwei Streifenwagen und zwei Begleitfahrzeugen mit beleuchteten Verkehrsschildern.
Geschäftsführer Herbert Reinertz vor einem der vier Antriebe, die mit je 30 kW die Transporter für flüssigen Stahl mobil machen.
Ein dritter Transportwagen desselben Typs und ein noch größerer gehören zu dem 7,5-Millionen-Mark-Auftrag. Daß Mittelständler Evertz sich dabei gegen namhafte Konkurrenten durchsetzte, sorgte - so Reinertz - für "Aufsehen in der Stahlbranche".
Solinger Tageblatt vom 19. 1. 1999