Mit Dienstleistungen Kosten senken und Qualität erhöhen

Ideen für kostensparende Dienstleistungen standen am Anfang und sind neben innovativen Produkten auch heute noch die Stärke der EVERTZ-GRUPPE. Begonnen hat es 1956, als der 19jährige Egon Evertz in Solingen mit einem Unternehmen für Reparaturschweißungen in den Hüttenwerken zwischen Dortmund und Rheinhausen startete.

Verschleißbedingte Instandhaltung war und ist in den Stahl- und Walzwerken ein Arbeitsbereich mit hohen Kosten und großen Auswirkungen auf die Standzeit von Bauteilen und auf die Verfügbarkeit der kapitalintensiven Anlagen. Die Marktchancen des Unternehmers Egon Evertz wurden von Anfang an durch die Ziele "Kosten einsparen und Qualität erhöhen" bestimmt. Eine der ersten Evertz-Innovationen war die Ablösung des Warmschweißens durch das Kaltschweißen bei der Reparatur von Blockkokillen in den Stahlwerken. Von Egon Evertz als erstem praktisch demonstriert, setzte sich das Kokillenschweißen in den deutschen und ausländischen Stahlwerken durch und führte zur erheblichen Verringerung des Kokillenverbrauchs. Nach diesem erfolgreichen Start wurden die Dienstleistungen für die Stahlindustrie um neue Bereiche und Technologiefelder erweitert.
 
Dienstleistungsbereich Maschinenbau.
Heute umfaßt dieses in erster Linie auf die stahlherstellende Industrie ausgerichtete, aber auch für die Stahlverarbeiter interessante Programm das Bearbeiten und Schweißen in einer breiten Verfahrenspalette. Im Lohnauftrag erfolgt das Schleifen, Flämmen und Brennschneiden von Brammen, Vorblöcken, Knüppeln, Platinen und anderen Halbzeugformen. Dabei wurde eine Reihe von neuen Bearbeitungstechnologien eingeführt. Ein Beispiel ist das Schleifschälen von Knüppeln für Gesenkschmieden. Der Rundumschliff (Bild 1) gewährleistet Querschnittskonstanz bei definierter Abnahme als Voraussetzung für eine hohe Schmiedestückqualität. Im Rahmen dieser Leistungen übernimmt der Evertz-Maschinenbau ganze Betriebsabteilungen wie Adjustagen, Flämmerereien, Schleifereien und Brennereien, einschließlich des Bereichs Instandhaltung/ Reparatur. Die Arbeiten werden mit Evertz-Technologien auf eigenen Maschinen vor Ort bzw. in eigenen Betrieben ausgeführt.
 
Spezialmaschinen und Stranggießservice.
Das 1966 errichtete Werk Langenfeld ist Drehscheibe für den Spezialmaschinenbau; hier entstehen Spezial-Kokillenfräsmaschinen, Schruppschleifmaschinen zur Bearbeitung der Innenflächen von Hohlkörpern sowie beliebiger Großflächen. Man baut und überarbeitet Stranggießkokillen aller Ausführungen. Eine Spezialität der Evertz-Stranggießtechnik ist die Kokillen-Oberflächenbeschichtung. Zur Beeinflussung des Wärmeübergangs, Vermeidung von Oberflächenfehlern und Standzeitverlängerung stehen eine Vielzahl von Beschichtungswerkstoffen und -geometrien zur Verfügung. Ein in langjähriger Praxis erworbenes Know-how in Verbindung mit innovativen Verfahren und modernen Anlagen ermöglicht praktisch jede Kokillenbeschichtungsart. Eine der neuesten Entwicklungen aus dem Galvanik-Werk ist z.B. eine spezielle EVS-Ni-Beschichtung bis 20 mm Schichtdicke. 
  
Bild1. Knüppelbearbeitung. Links der traditionelle Schliff. rechts Rundumschliff, System Evertz-Knüppel-Schleifschälen

Evertz-Knüppel-Schleifschälen 

High-Tech bereits vor 20 Jahren.
Beispiel für die breite Palette der Evertz-Innovationen ist das Mitte der siebziger Jahre entwickelte und 1976/77 auf dem Prüfstand getestete Formel-1-Triebwerk. Der 6 Zylinder-Zweitakt-Drehschiebermotor (Bild 2) hatte bei 1,5 l Hubraum eine Leistung von 328 PS und war in der Kopplung von 2 Triebwerken mit einer Gesamtleistung von über 650 PS für den Einsatz in Formel- 1- Rennwagen vorgesehen. Änderungen im Formel-1-Reglement -2-Takt-Motoren wurden nach Bekanntwerden der Leistung des Evertz-Prototyps nicht mehr zugelassen - waren das Aus für diese Entwicklung, die auch heute noch High-Tech-Maschinenbau demonstriert.
 

Bild 2. Egon Evertz und sein Formel-1- Zweitakt-Drehschiebermotor von 1975
 
Maßgeschneiderte Lösungen für Fräsprobleme.

Neu in der EVERTZ-GRUPPE ist seit Mai 1992 die Klopp Maschinenbau GmbH. Klopp, der weltbekannte Hersteller von Hoblern und Fräsmaschinen, hatte in der Vergangenheit viele tausend Maschinen weltweit verkauft. Wichtigste Aufgabe beim Neuanfang in Solingen war für die EVERTZ-GRUPPE, den Klopp-Kunden einen funktionierenden 24-Stunden-Service zur Verfügung zu stellen. Unter dem bekannten Warenzeichen der Klopp-Ellipse wurde das Programm verbessert und ist heute mit Neuentwicklungen in der Spitzengruppe des Fräsmaschinenbaus zu finden. Eine besonders interessante Entwicklung wurde auf der EM0'93 bei der Hochleistungs-Produktions-Bettfräsmaschine BSV mit der Integration von Handrad und Steuerung vorgestellt (Bild 3). Auf Anregung und in Zusammenarbeit mit Klopp entwickelte Grundig Electronics sein bereits beim Drehen bewährtes System Manual Plus weiter und setzte es bei der BSV erstmalig für das Fräsen ein. Ziel war, dem Bediener ohne NC-Kenntnisse eine möglichst einfache Handhabung zu ermöglichen, ohne auf die Vorteile einer CNC-Steuerung zu verzichten. Der mit den Handrädern und Zyklen manuell abgefahrene Bearbeitungsvorgang kann anschließend als Programm gespeichert und jederzeit wieder aufgerufen werden.
    
Bild 3. Bettfräsmaschine BSV mit Manual Plus

Wie die Resonanz auf den Maschinenbaumessen 1993 und 1994 zeigte, bestehen für Klopp-Maschinenbau gute Voraussetzungen u.a. durch diese richtungweisende Technik, das früher aufgegebene Marktsegment der Standard-Maschinen zurückzugewinnen. Auf der METEC 94 in Düsseldorf wurde aus der UFS-Baureihe ein Fräs- und Bohrsystem UFS 1100 S (Bild 4) vorgestellt, konzipiert für die Bearbeitung von Strangguß-Kokillen. Die UFS ist eine Universalmaschine für die 5-Seiten-Bearbeitung, Fräs- und Bohrzentrum zum Pendelfräsen und ein Ersatz für Bohrwerke, alles in einer Maschine. In der Option mit einem X-Verfahrweg bis zu 6 000 mm, der über den Fahrständer realisiert wird, dem starren 750 mm hohen Spannbett und dem in zwei Ebenen automatisch schwenkbaren Fräskopf hat sich die UFS vor allem bei der stirnseitigen Bearbeitung langer und schwerer Werkstücke, z.B. Maschinenbetten, bewährt. Das Tast- und Meßsystem für die "In-Prozeß-Messung" macht das Ausrichten der Werkstücke überflüssig, dadurch ergeben sich erhebliche Einsparungen an Nebenzeiten. Die Arbeitsergebnisse werden durch das System erfaßt und protokolliert. In der Baureihe der Universal-Produktions- und Werkzeugfräsmaschinen UW ist die UW 5 S CNC mit Bahnsteuerung und 18,5 kW Antriebsleistung das größte Modell; die kleinste ist die UW 10, eine allseits bekannte und bewährte Werkzeugfräsmaschine. Alle Maschinen der UW-Baureihe selbstverständlich auch mit ,,Manual Plus".
 
 Bild 4. Fräs- und Bohrsystem UFS 1100 S, Ausschnitt: Bearbeitung bei Horizontalstellung des Fräskopfes

 
Magnettechnik mit neuen Lösungen

Lasthebemagnete der EVERTZ MAGNET-BAU GmbH & Co. KG haben ein hohes Verhältnis von Nutzlast zu Eigengewicht und sind belastungssicher durch den hohlraumfreien Verguß der Magnetspule. Das breite Typenprogramm an Rechteckmagneten für den Transport schwerer Langgüter und Rundmagnete in einer Normal- und zwei Hochleistungsbaureihen für ferromagnetische Schüttgüter gewährleistet die optimale Anpassung an die unterschiedlichen Krananlagen und Anforderungen. Für spezielle Transportaufgaben sind immer wieder neue konstruktive Lösungen erforderlich. Eine solche Innovation ist ein Lasthebemagnet für zwei Transportaufgaben: Sicherer Transport von liegenden und stehenden Feinblechcoils bis 50 t Gewicht. Ohne Umstellung sollten liegende (Wickelachse waagerecht) und stehende (Wickelachse senkrecht) Coils in eine Durchlauf- bzw. Haubenglühanlage transportiert werden. Die Lösung war ein Lasthebemagnet mit vier Polen, die um Achsen beweglich sind und sich so der Rundung des liegenden Coils anpassen können (BiId 5). Je zwei Pole sind magnetisch gleichnamig und liegen in einer Achsrichtung. Das Oberteil des im Bild erkennbaren Kastens ist das Querhaupt des Magneten. Die Seitenflächen und die Unterseite des Kastens sind aus nichtmagnetischem Stahl, dadurch wird ein hoher magnetischer Fluß an den Polen erreicht. Die aus Aluminium gefertigten Wicklungen haben nur 50% des Gewichtes einer Kupferwicklung, durch die konstruktiv bedingten größeren Stahlteile liegt die gesamte Gewichtseinsparung jedoch niedriger. Für die Lasthebemagnete wurde ein neues Verfahren zum Nachweis der Tragfähigkeit entwickelt. Gegenüber der bisherigen Methode, bei der ein Abreißversuch mit einer am Boden gefesselten Last erfolgt, wird die magnetische Kraft über den magnetischen Fluß ermittelt und so die vereinbarte Tragfähigkeit nachgewiesen. Die Vorteile des Transports mit Lasthebemagneten

  • großflächiger Lastangriff ohne Lastbeschädigung
  • dichtere Lagerbelegung
  • größere Arbeitssicherheit und Wirtschaftlichkeit

führen immer wieder zu neuen Aufgabenstellungen, für die vielfach SonderentwickIungen der Lasthebemagnete erforderlich sind. Für die praktische Umsetzung ist die Ermittlung der Tragfähigkeit mit dem neuen Meßverfahren eine wesentliche Voraussetzung.
 
 Bild 5. Ein Magnet für zwei Transportaufgaben
     
Dienstleistungen mit Ideenreichtum
Im holländischen IJmuiden, direkt im Euro-Hafen, fertigt die EGON EVERTZ B.V. mit ihrem modernen Maschinen-, Vorrichtungs-, Werkzeug- und Stahlbau Konstruktionen für die Stahl-, Chemie- und Offshore-Industrie in ganz Europa. Aus Problemen mit Speditionsfirmen entstand die EVERTZ TRANSPORT GmbH, die mit eigenen Fahrzeugen Schwerlast- und Großraumgüter tcrmingerecht befördert. Ergebnis der aktiven Flugleidenschaft des Multi-Talents Egon Evertz war die AIR EVEX GmbH, ein Charterunternehmen, das von Düsseldorf und Paderborn-Lippstadt mit einer eigenen kleinen Jet- und Turboprop-Flotte Passagiere und Frachtgüter zu über 2000 Flugplätzen allein in Europa bringt.

Diese Beispiele zeigen, daß es in der EVERTZ-GRUPPE mit ihren 750 Mitarbeitern keinen Stillstand gibt. Durch gewinnträchtige Ideen, ein reiches Know-how und Entschlußfreudigkeit haben sich Evertz-Dienstleistungen immer wieder neue Bereiche erschlossen. 
 
Sonderdruck aus Stahl, Heft 1/1995